Kurze Zusammenfassung
Dieser Podcast-Beitrag behandelt das Thema stille Entzündungen, ihre Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten. Professor Dr. Dr. Simone Kreth erklärt, wie stille Entzündungen von normalen Entzündungen zu unterscheiden sind und welche Rolle sie bei chronischen Krankheiten spielen. Sie betont die Bedeutung der Ernährung, des Lebensstils und der individuellen Faktoren bei der Entstehung und Bekämpfung stiller Entzündungen. Abschließend gibt sie praktische Tipps zur Vorbeugung und Behandlung, einschließlich Ernährungsumstellung, Stressmanagement und gezielter Nährstoffzufuhr.
- Stille Entzündungen sind unterschwellige, chronische Entzündungen, die oft unbemerkt bleiben und zu chronischen Krankheiten beitragen können.
- Ernährung, Stress, Bewegungsmangel und hormonelle Ungleichgewichte sind Hauptursachen für stille Entzündungen.
- Eine anti-inflammatorische Ernährung, reich an Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und sekundären Pflanzenstoffen, kann helfen, stille Entzündungen zu reduzieren.
Trailer [0:00]
Professor Kreth spricht über ihre persönliche Erfahrung mit Entzündungen und wie sie durch Ernährungsumstellung Linderung fand. Sie betont, dass stille Entzündungen oft unterschätzt werden, obwohl sie viele Menschen betreffen. Stille Entzündungen können Schlüsselfaktoren für chronische Krankheiten wie Diabetes, Demenz und Alzheimer sein. Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung stiller Entzündungen, wobei sowohl allgemeine als auch individuelle Faktoren berücksichtigt werden müssen.
Was sind stille Entzündungen? Der Unterschied zur normalen Entzündung [1:58]
Entzündungen sind grundsätzlich notwendig für das Überleben, da sie eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern spielen. Es gibt zwei Arten von Entzündungen: die angeborene und die adaptive Immunität. Bei einer normalen Entzündung wird der Keim beseitigt und der Entzündungsprozess durch Resolvine aktiv beendet. Stille Entzündungen hingegen verlaufen weniger akut und betreffen hauptsächlich den unspezifischen Teil des Immunsystems. Es findet keine vollständige Auflösung statt, sondern ein unterschwelliges Feuer, das durch Fehlregulationen im Organismus dauerhaft aufrechterhalten wird.
Stille Entzündungen als Ursache für chronische Krankheiten (Diabetes, Demenz & Co.) [4:38]
Stille Entzündungen gelten als Schlüsselfaktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Krankheiten wie Diabetes, metabolisches Syndrom, Tumoren, neurologische Erkrankungen (z.B. Demenz, Alzheimer) und koronare Herzerkrankungen. Ein Herzinfarkt wird als inflammatorische Erkrankung betrachtet, bei der Entzündungen der Gefäßinnenwände (Endothel) eine entscheidende Rolle spielen. Die Medizin konzentriert sich oft auf die Senkung der Blutfette, was jedoch nur eine Hilfsmaßnahme ist, da der eigentliche Ursprung die Entzündung im Gefäß ist.
Wann entstehen stille Entzündungen? Oft schon in der Kindheit [6:21]
Stille Entzündungen entstehen im Laufe des Lebens durch verschiedene erworbene Mechanismen und Fehlregulationen. Obwohl es nicht gut untersucht ist, häufen sie sich normalerweise im Laufe des Lebens. Kinder können bereits in jungen Jahren betroffen sein, insbesondere wenn sie übergewichtig sind oder Diabetes Typ 2 entwickeln. Dies liegt daran, dass die Mechanismen, die zu stillen Entzündungen führen, sich immer weiter ausbreiten.
Die 5 Hauptursachen für stille Entzündungen [7:26]
Die Hauptursachen für stille Entzündungen sind Ernährung, Adipositas, der Darm, Stress und Bewegungsmangel. Eine Ernährung mit hochverarbeiteten Lebensmitteln und viel Zucker aktiviert das Immunsystem und fördert Entzündungen. Fettgewebe produziert Entzündungsmediatoren und unterhält so den Entzündungsprozess. Ein Ungleichgewicht im Darmmikrobiom und ein durchlässiger Darm (Leaky Gut) können ebenfalls Entzündungen verursachen. Chronischer Stress und Bewegungsmangel tragen zusätzlich zur Entstehung stiller Entzündungen bei.
Die Rolle der Ernährung: Allgemeine vs. individuelle Faktoren [10:31]
Bei der Ernährung gibt es allgemeine und individuelle Faktoren, die bei stillen Entzündungen eine Rolle spielen. Allgemein entzündungsfördernd sind hochverarbeitete Lebensmittel, Süßigkeiten und raffinierte Öle. Zucker und Insulin fördern Entzündungen, indem sie das Inflammasom aktivieren. Individuelle Faktoren sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die von Person zu Person unterschiedlich sein können.
Diagnostik: Kann man Lebensmittel-Unverträglichkeiten messen? [12:58]
Lebensmittelunverträglichkeiten können durch Immunreaktionstests gemessen werden, insbesondere durch den IgG4-Test. Dieser Test misst Antikörper, die als Maß dafür dienen, ob der Körper auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert. Obwohl die Tests umstritten sind, können sie hilfreich sein, um individuelle Auslöser für Entzündungen zu identifizieren. Genetische Tests sind weniger aussagekräftig, da sie keine Informationen über die Genexpression liefern.
Symptome: Woran erkenne ich stille Entzündungen? (Brain Fog, Müdigkeit & Schmerzen) [16:07]
Stille Entzündungen können sich durch vielfältige Symptome äußern, die nicht immer leicht zuzuordnen sind. Dazu gehören entzündete Schultern, Achillessehnenprobleme, Brain Fog, Müdigkeit und Schlafstörungen. Die Symptome müssen nicht im Magen-Darm-Trakt auftreten, sondern können sich im ganzen Körper bemerkbar machen.
Unerklärliche Gewichtszunahme als klares Warnsignal [17:13]
Unerklärliche Gewichtszunahme trotz bewusster Ernährung kann ein Warnsignal für stille Entzündungen sein. Stille Entzündungen können in die Hormonachsen eingreifen und den Stoffwechsel beeinflussen, was zu einer verstärkten Fetteinlagerung führt. Entzündungshormone wirken insulinantagonistisch und beeinflussen den Zucker- und Insulinhaushalt.
Der massive Einfluss von Stress auf Entzündungen und Gewicht [19:04]
Stress spielt eine wesentliche Rolle bei Entzündungen und Gewichtszunahme. Stresshormone wie Kortisol triggern das Immunsystem und aktivieren Immunzellen auf unerwünschte Weise. Stressprofile können gemessen werden, um den Stresslevel zu objektivieren. Oftmals nehmen Menschen ihren Stress nicht wahr, obwohl er sich negativ auf ihren Körper auswirkt.
Die übersehene Rolle der Hormone (Testosteron & Progesteron) [22:23]
Geschlechtshormone wie Progesteron (bei Frauen) und Testosteron (bei Männern) wirken antientzündlich. Ein Mangel an diesen Hormonen kann Entzündungen verstärken. Ein stressiger Lebensstil kann die Testosteronproduktion supprimieren. Stille Entzündungen können ebenfalls die Testosteronproduktion beeinträchtigen.
Der ganzheitliche Check: Was muss alles untersucht werden? [24:34]
Ein ganzheitlicher Check umfasst die Analyse der Ernährung, die Testung auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die Untersuchung des Darms (Mikrobiom, Leaky Gut), die Überprüfung der Hormonachsen, die Erfassung von Stressoren, die Berücksichtigung von Bewegungsmangel und die Anamnese hinsichtlich möglicher Amalgamfüllungen. Auch das Fettgewebe und die Körperzusammensetzung sollten berücksichtigt werden.
Mythos Fleisch: Ist rotes Fleisch entzündungsfördernd? [25:32]
Fleisch aus artgerechter Haltung ist grundsätzlich ein günstiges Lebensmittel. Problematisch ist Fleisch von Tieren, die unter Stress leiden und mit entzündungsfördernden Futtermitteln gefüttert werden. Hochwertiges Fleisch von Tieren, die auf der Weide gehalten werden und stressfrei geschlachtet werden, ist hingegen unbedenklich.
Die Haupt-Trigger in der Ernährung: Gluten, Milch, Eier & Zucker [28:18]
Die Hauptauslöser für stille Entzündungen in der Ernährung sind Gluten, Milchprodukte (insbesondere Alpha-1-Lactalbumin und Casein) und Eier. Zucker fördert Entzündungen über einen anderen Mechanismus, indem er das unspezifische Grundrauschen im Immunsystem aktiviert. Der hohe Weizenanteil in der modernen Ernährung trägt ebenfalls zur Entstehung von Entzündungen bei.
Entzündungshemmer: Diese Nährstoffe helfen wirklich (Omega-3, Vitamin D & Co.) [29:53]
Entzündungshemmende Nährstoffe sind Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA), Vitamin D, Magnesium und sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. Polyphenole, Anthocyane). Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für die Bildung von Resolvinen, die den Entzündungsprozess auflösen. Vitamin D reguliert Gene, die entzündungshemmend wirken. Magnesium hilft, Entzündungswege herunterzuregulieren.
Die anti-inflammatorische Diät (AIP): Was darf man essen? [34:02]
Die anti-inflammatorische Diät (AIP) oder das Autoimmunprotokoll ist eine Ernährungsform, bei der potenziell immunaktivierende Nahrungsmittel weggelassen werden. Dazu gehören Gluten, Milchprodukte, Eier, Nachtschattengewächse (Paprika, Tomaten, Kartoffeln), Hülsenfrüchte (insbesondere Bohnen) und bestimmte Nüsse und Samen. Walnüsse werden meist gut vertragen. Es gibt verschiedene Abstufungen der Stringenz, je nach individuellem Bedarf.
Praxis-Beispiel: Heilung einer neurodegenerativen Erkrankung durch Ernährung [36:59]
Ein Fallbeispiel zeigt, wie ein junger Mann mit einer angeblich neurodegenerativen Erkrankung durch eine strikte anti-inflammatorische Ernährung geheilt werden konnte. Der Patient hatte alle seine Fähigkeiten verloren, konnte kaum sprechen und hatte starke Nervenschmerzen. Durch eine Ernährungsumstellung auf Reis, Gemüse, Fleisch und Öle ohne potenziell triggernde Nahrungsmittel konnte er seine Symptome deutlich verbessern und seine Lebensqualität zurückgewinnen.
Paradigmenwechsel: Vom passiven Patienten zum aktiven Gesundheitsmanager [41:42]
In der Medizin findet ein Paradigmenwechsel statt, bei dem der Patient vom passiven Empfänger zum aktiven Gesundheitsmanager wird. Gesundheit muss selbstständig funktionieren können, und der Körper muss wissen, wie er sich hinstellen soll. Es gibt keine Patentlösung, aber man kann sich dem nähern. Der Patient muss selbst aktiv werden und an seiner Entzündung arbeiten.
Labordiagnostik: Welche Werte entscheidend sind (CRP, Darm & Mitochondrien) [51:55]
Zur Diagnostik stiller Entzündungen gehören die Analyse der Ernährung, die Untersuchung des Darmmikrobioms und der Darmpermeabilität (Leaky Gut), die Überprüfung der Hormonachsen und die Messung von Entzündungsmarkern wie CRP (hochsensitiv). Auch die Mitochondrienfunktion sollte getestet werden, da chronische Entzündungen die Mitochondrienfunktion beeinträchtigen.
Messen um jeden Preis? Wann Diagnostik sinnvoll ist [59:56]
Nicht immer ist eine umfassende Diagnostik notwendig. Es ist wichtig, sich an der Anamnese und den Symptomen des Patienten zu orientieren. Wenn der Patient sich gut fühlt und keine Probleme hat, ist es nicht sinnvoll, unnötige Messungen durchzuführen. Die Klinik ist wichtiger als der Messwahnsinn.
Die Wirkung von Fasten auf stille Entzündungen [1:04:52]
Fasten, insbesondere intermittierendes Fasten, kann einen positiven Einfluss auf stille Entzündungen haben. Durch das Fasten werden Ketonkörper produziert, die nachweislich entzündungshemmend wirken. Wenig Essen ist günstiger hinsichtlich Langlebigkeit und Anti-Aging. Es ist jedoch wichtig, dass das Fasten nicht zu Stress führt, da Stress wiederum Entzündungen fördern kann.
Die persönliche Geschichte von Prof. Kreth: Der eigene Leidensweg als Auslöser [1:09:15]
Professor Kreth berichtet von ihrer persönlichen Erfahrung mit Entzündungen, die vor etwa 10 Jahren plötzlich auftraten. Sie hatte starke Schmerzen in verschiedenen Gelenken, fühlte sich müde und abgeschlagen. Durch Trial and Error fand sie heraus, dass Gluten, Eier und Milchprodukte die Auslöser waren. Diese Erfahrung weckte ihr Interesse an der Ernährung und ihrem Einfluss auf Entzündungen.
Warum ist das Thema in der Medizin noch nicht angekommen? [1:15:23]
Das Thema stille Entzündungen spielt in der Medizin noch keine große Rolle, da das Modell der Medizin auf klaren Diagnosen und Leitlinien basiert. Stille Entzündungen sind jedoch diffus und vielschichtig und erfordern eine andere Art der Behandlung, nämlich den aktiven Patienten. Zudem gibt es eine Lobby für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie, die an einer anderen Art von Medizin weniger interessiert ist.
Die Zukunft: Wie KI die Eigenverantwortung des Patienten stärkt [1:18:03]
Künstliche Intelligenz (KI) kann in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Eigenverantwortung des Patienten spielen. KI-Agenten können Patienten helfen, sich besser zu informieren und herauszufinden, nach was sie eigentlich suchen müssen. Dies kann den Weg zum Ziel verkürzen und die Effizienz der Behandlung verbessern.
Der wichtigste Tipp gegen stille Entzündungen [1:22:03]
Der wichtigste Tipp gegen stille Entzündungen ist, sich von der konfektionierten Ernährung zu verabschieden. Kochen Sie selbst, kaufen Sie gute Lebensmittel ein und lassen Sie sich nicht von den bunten Bärchen im Supermarkt verführen. Gehen Sie zum Markt, kaufen Sie richtig gute Sachen ein und bereiten Sie sich ein Essen mit natürlichen Lebensmitteln zu.